FUNDAMENTALS TRAINING / BEWEGUNG TRAININGS-PRINZIPIEN

DIE PERFEKTE WIEDERHOLUNG: DYNAMISCHE KORRESPONDENZ!?

Dynamische Korrespondenz und die perfekte Wiederholung

Du kennst Louie Simmons? Er ist nicht nur der Chef des Westside Barbell Clubs und hat jahrzentelange Erfahrung im Powerlifting, sondern er ist auch ein Fan vom „Speed Training“. Du kennst Mike Tuchscherer? Er ist nicht nur der Gründer von Reactive Training Systems, der RPE-Skala für Kraftsportler und hebt einiges an Gewicht, sondern er ist auch kein Fan vom „Speed Training“.

Beide stark. Beide harte Referenz. Haben beide Recht?

WAS IST SPEED TRAINING?

Speed Training findest du auch unter dem von Fred Dr. Squat Hatfield geprägtem Begriff „Compensatory Acceleration Training“ (CAT). Hier versuchst du das Gewicht, egal welches Gewicht, maximal zu beschleunigen. In der Physik gibt es folgende Formel: F = m x a. Also Kraft = Masse multipliziert mit Beschleunigung. Um eine hohe Kraft zu entwickeln, kannst du also entweder eine hohe Masse verwenden (das Trainingsgewicht) oder eine kleine Masse und diese aber maximal beschleunigen. Louie Simmons bezieht sich bei seinem „dynamic effort day“ (also seinem Speed Tag) nicht nur immer wieder auf Fred Hatfields CAT, sondern auch auf Untersuchungen vom russichen Wissenschaftler Zatsiorsky. Dieser beschreibt drei unterschiedliche Wege um die Maximalkraft zu verbessern: 1. maximal Gewichte heben 2. submaximale Gewichte maximal beschleunigen und 3. submaximale Gewichte bis zum Muskelversagen bewegen.

Im russischen Powerlifting, Sheiko, Smolov und ähnliche, liest du ebenfalls von dieser Formal: F= m x a. Hier wird jedoch ganz anders interpretiert … du kannst entweder ein kleines Gewicht schnell bewegen oder ein großes Gewicht langsam. Beides geht nicht. Und da es im Powerlifting darauf ankommt, dass du ein großes Gewicht bewegst und es keine Rolle spielt wie viel Zeit du dafür benötigst, liegt hier der Fokus auf „große Gewichte mit submaximaler Beschleunigung“.

ES GIBT KEINE ZEITKOMPONENTE IM POWERLIFTING!!!

Auch Tuchscherer spricht davon, dass das Wort „Power“ im Powerlifting ungünstig gewählt ist. Da es hier, wie oben schon beschrieben, nicht auf die explosive Entwicklung von Kraft ankommt, sondern darauf, dass du das Gewicht bis zum Lockout bewegst. Es gibt keine Zeitkomponente im Powerlifting. Es gewinnt nicht der, der das Gewicht schneller hebt, sondern der, der die höchsten Gewichte bewegt. Es gibt Daten die zeigen, dass es circa 0.10 bis 0.25 Sekunden benötigt bis du deine maximale Kraft entwickelst. Und diese Zeit hast du, wenn du dir überlegst, dass eine maximale Wiederholung manchmal bis zu 10 Sekunden, bis zum Lockout, dauern kann.

Louie sagt, dass du durch eine stärkere Beschleunigung durch deinen “ Sticky Point“ fliegst. Tuchscherer sagt, dass du mit submaximalen Gewichten keine maximale Kraft entwickeln kannst. Du kannst ein leichtes Gewicht nicht so stark beschleunigen um deine maximale Kraft zu entwickeln. Wenn du 60% deiner Maximalkraft maximal beschleunigst, dann entwickelst du mehr Kraft, als wenn du 50% maximal beschleunigst. Wenn du 70% maximal beschleunigst, dann entwickelst du mehr Kraft, als wenn du 60% maximal beschleunigst … und so weiter …

EXPLOSIVKRAFTTRAINING FÜR ATHLETEN???

Explosivkrafttraining ist ganz und gar nicht nutzlos! Im Powerlifting ist es aber unter Garantie überbewertet. Eventuell dient es den Jungs vom Westside Barbell Club nur dazu ein etwas höheres Gesamtvolumen zu generieren ohne sich dabei wegzuschießen? So ganz genau, was die Jungs vom Club machen, weiß sowieso nur Louie … im Athletikbereich – Sprint, Sprung, Kampf, Wurf – kommt es allerdings nicht auf deine maximale Kraft an, sondern darauf, diese möglichst schnell zu entwickeln! Beispielsweise bei einem Richtungswechsel, bei einem Schlag, bei einem Sprintstart – das alles in Relation zu deinem Körpergewicht. Es interessiert hier nicht, ob du eine höhere maximale Kraft entwickeln kannst, wenn du dafür 10 Sekunden benötigst, du aber nur 1 Sekunde dafür Zeit hast. Derjenige, der innerhalb dieser kürzeren Zeit die größere Kraft entwickeln kann, der gewinnt. Ganz anderes Spiel als im Powerlifting, oder?

DYNAMISCHE KORRESPONDENZ!?

Prof. Verkhoshansky, russischer Super-Wissenschaftler aus dem Kraftsportbereich, beschreibt, dass du die „richtigen motorischen Einheiten“ (dazu gehören entsprechende Nerven und Muskelfasern) nur dann trainierst, wenn das was du da tust, dem was du tun willst, so maximal wie nur möglich ähnelt. Was das heisst? Neben Bewegungsgeschwindigkeit, sollte die Kontraktionsgeschwindigkeit, der Winkel, der Lastarm, die Rate- und Zeit der Kraftentwicklung, die Bewegungsaplitude, die Gelenkstellung und mehr deinem Zielelement gleichen. Je stärker du davon abweichst, desto weniger Übertrag hast du auf dein Zielelement!!! Das ist die Dynamische Korrespondenz!

TECHNIKTRAINING MIT LEICHTEM GEWICHT?

Mit leichten Gewichten, egal wie schnell du diese bewegst, hast du IMMER einen anderen Schwerpunkt des bewegten Gewichtes. Mit anderem Schwerpunkt ergibt sich IMMER eine andere Technik. Und die Chancen stehen schlecht, dass du mit einer anderen Technik, deine Technik für eine bestimmte Übung verbesserst. Kann man nachvollziehen? Auch könnten wir über Isometrie, Exzentrik und Konzentrik sprechen. Isometrische Kontraktionen sind 10-20% stärker als konzentrische. Hieße, wenn wir „nahe an der isometrischen Kontraktion“ trainieren, dass wir schwerere Gewichte bewegen können? Vielleicht. Theorie alleine reicht manchmal auch nicht.

Aus meiner eigenen Erfahrung, auch wenn ich sicherlich nicht auf dem Niveau von Louies Jungs, oder von Tuchscherer hebe (vielleicht sprinten wir mal gegeneinander und vergleichen uns in Handstandmoves …), kann ich dir sagen, dass mir ein „Speed Training“ jedes mal meine Technik versaut. Ich probiere es immer und immer wieder aus … ich werde explosiver … aber nicht stärker! Meine maximale Kraft (Fmax oder Cmax) verändert sich dadurch NIE! Ganz im Gegenteil. In der Regel versau ich das Setup und mein Körper braucht eine Zeit um sich wieder an das „langsamere Setup und die langsamere Kraftentwickung“ zu gewöhnen.

Die perfekte Wiederholung? Die sieht am besten genauso aus, wie du sie haben möchtest!

Wenn leichte Gewichte dich stark machen würden  – warum trainieren wir dann nicht nur mit leichten Gewichten???

 

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Hi ich bin's, also, Krisso isso, oder Chris Eikelmeier. ... ich glaube, dass sich schwere Gewichte nicht von alleine heben. Genauso bin ich der festen Überzeugung, dass sich dein Körper, deine Gesundheit, von jeder Situation wieder erholen kann. Und auch, dass Gesundheit nicht kompliziert sein kann. Wenn du weisst wie? Deshalb schreibe ich diesen Blog. Mehr zu mir.

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    Was hältst du denn von der Aussage, dass man versuchen soll auch ein schweres Gewicht in der konzentrischen Phase maximal zu beschleunigen?
    Explosiv beschleunigen kann man das Gewicht nicht, weil es zu schwer ist, aber durch die Intension, sollen mehr Muskelfasern aktiviert werden.

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      Die ZNS Aktivierung ist ab 85% fast gleich, egal ob du explosiv versuchst zu beschleunigen, oder nicht. In der Praxis macht das keinen großen Unterschied. Oft ist es eher so, dass du mehr Gewicht hebst, wenn du deine Kontraktion eher der „Isometrie“ annäherst, also nicht maximal beschleunigst, sondern dich auf eine perfekte Wiederholung konzentrierst.

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